Von erfolgreicher Fernsehproduktionsstätte zu den heutigen Atelier Gardens

Filmproduktion in den Nachkriegsjahren.

Die 1960er Jahre brechen ein, und die Filmindustrie muss dem auftreibenden TV-Geschäft gegenüber ein wenig einbüßen. Spürbar macht sich das auch in den Filmstudios der Oberlandstraße, wo die Ufa Verluste im Millionenbereich macht. Nachdem die Ateliers mitsamt dem zu dem Zeitpunkt auf ca. 500 angewachsene Personal beinahe vom ZDF aufgekauft werden, wird 1963 dann doch die Berliner Universal-Film-Atelier GmbH & Co. KG (kurz BUFA) zum endgültigen Käufer.

Trotz turbulenter Zeiten wird in Tempelhof weiterhin deutsche Filmgeschichte geschrieben. Im Jahr des Verkaufs an die BUFA wird hier zum Beispiel Walt Disneys „Emil und die Detektive“ gedreht. Auch Szenen aus den Karl-May-Filmen „Der Schut“ oder „Der Ölprinz“ werden hier produziert und ziehen Namen wie Terence Hill oder Winnetou-Darsteller Pierre Brice in die Ateliers.

In diesen Zeiten laufen Synchronarbeiten auf Hochtouren. Synchronisiert werden in der Oberlandstraße zum Beispiel „Zwei sind nicht zu bremsen“ mit Bud Spencer und Terence Hill oder „Dirty Dancing“, sowie diverse britische und amerikanische Serien.

Der Anbruch der Fernseh-Ära

An Filmen wie „Didi – Der Doppelgänger“, welcher von der Ufa zusammen mit dem ZDF produziert wird, erkennt man, dass das Fernsehen eine größere Rolle einnimmt. Heutzutage eine gängige Praxis, ist die Kofinanzierung von Filmen durch die Filmindustrie und das Fernsehen damals noch ein Novum. Der Film zieht 1984 an die 2,2 Millionen Zuschauer in die deutschen Kinohäuser und lässt wenig Zweifel an dem Erfolg des neuen Brauchs.

Doch auch als solches wird das Fernsehen immer präsenter. 1963 schließen die Tempelhofer Ateliers einen Vertrag mit dem ZDF, das von da an zum unbefristeten Dauermieter der Halle TON 4 wird. In dem sogenannten „Aktualitätenstudio“ entstehen Sendungen wie „Kennzeichen D“ oder das „Nachtstudio“, welche über Jahrzehnte laufen und die deutsche Fernsehlandschaft ausschlaggebend prägen.

Legenden des deutschen Fernsehens

Die 1969 startende Produktion von der ZDF-Hitparade wird rapide zum größten Erfolgssymbol des Fernsehens in der Oberlandstraße: 22 Millionen Menschen schauen sich die Sendungen im Schnitt an! Bis 2000 wandert die Hitparade einmal quer durch die Ateliers und wird mal in TON 6, mal in TON 3, 1, 2, oder 5 gedreht. Durch die Sendung werden sowohl die BUFA als auch die Ateliers der Oberlandstraße bekannt, denn die Fans warten regelmäßig vor den Studios auf die Stars.

Ähnlich erfolgreiche Produktionen werden auch die über beinahe zwei Jahrzehnte laufende Quiz-Sendung „Der große Preis“ mit Wim Thoelke und der zwischen 2013 und 2017 aufgenommene „Circus HalliGalli“ mit Joko und Klaas.

Die Oberlandstraße in der Gegenwart

Und heute? Die Hallen der Atelier Gardens stehen zwar nicht mehr im Zentrum der deutschen Filmgeschichte, wie es vor knapp 100 Jahren noch der Fall war, mischen aber nach wie vor bei bedeutenden Filmproduktionen mit. 2018 ist zum Beispiel Netflix zum Dreh von Szenen aus „Skylines“ zu Gast, 2019 Amazon mit „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Auch das sogenannte Dubbing-Village steht nach wie vor im Gebrauch.

Hinzu kommen Veranstaltungen wie das „Human Rights Film Festival“, Open-Air-Kinovorstellungen im Sommer, regelmäßige Filmvorführungen, z. B. zusammen mit Events von Arts of the Working Class und Fotografiska oder im Atelier Gardens Film Club. So wird in den Atelier Gardens unter stets neuen Formen die Filmgeschichte immer weitergelebt. Um mehr über unsere aktuellen Aktivitäten und Veranstaltungen zu erfahren, schauen Sie gerne hier nach.

Trotz turbulenter Zeiten wurde in Tempelhof weiterhin deutsche Filmgeschichte geschrieben. Im Jahr des Verkaufs an die BUFA wurde hier Walt Disneys "Emil und die Detektive" gedreht.

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